Kreistag beschließt Ausschreibung eines Löschflugzeuges im Landkreis Harz bis 2028
Allen Feuerwehren im Landkreis Harz steht bis mindestens 2028 bei Wald- und Vegetationsbränden ein Harzer Löschflugzeug - seit zwei Jahren ist der Landkreis Harz mit seinem „Feuerflieger“ der bundesweite Vorreiter bei der Waldbrandbekämpfung aus der Luft – als wichtiger Bestandteil der Löschmittel zur Verfügung. Dafür hat der Kreistag auf seiner gestrigen Sitzung den Weg freigemacht. Knapp drei Wochen vor dem Ende der aktuellen Waldbrandsaison, in der die einmotorige Maschine vom Typ Flugzeug Dromader PZL M18 B wie schon 2023 auch in diesem Jahr vom 1. April bis zum 30. September auf dem Flugplatz in Ballenstedt stationiert ist und mehrfach im Löscheinsatz war, hat die große Mehrheit der Mitglieder des Kreistages der europaweiten Ausschreibung eines Löschflugzeuges zugestimmt. Damit kann jetzt Landrat Thomas Balcerowski zum 1. April 2025 erneut einen Dienstleister mit dem Betrieb eines Kleinlöschflugzeuges beauftragen.
Vor der Abstimmung hatte Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse den Mitgliedern des Kreistages die Notwendigkeit eines Harzer Löschflugzeuges ans Herz gelegt. Klimawandel, anhaltende Trocken- und Dürreperioden erhöhen massiv die Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden. Zudem fördert der Zustand der Wälder die Waldbrandgefahren. Und nicht zuletzt erschwert die Topografie und die oft nur schwere Erreichbarkeit im Ernstfall die Bekämpfung von Bränden in den Harzer Wäldern. „Mit dem Löschflugzeug, das haben die Jahre 2023 und 2024 bewiesen, gewinnen wir wertvolle Zeit in der Waldbrandbekämpfung, Zeit, die wichtig ist bei einem ersten Löschangriff und entscheidend für den schnellen Löscherfolg.“ Ein weiterer Vorteil sei die unbürokratische Verfügbarkeit. Das Harzer Löschflugzeug lässt sich einfach über die Integrierte Rettungsleitstelle des Landkreises Harz rufen. Um Löschhubschraubern der Landespolizei, Bundespolizei, Bundeswehr und privater Anbieter anzufordern, ist nach Worten von Kai-Uwe Lohse ein ungleich höherer administrativer und zeitlicher Aufwand notwendig – „Das kostet wertvolle Zeit.“
Für Landrat Thomas Balcerowski ist erwiesen: „Das Harzer Löschflugzeug ist eine Lebensversicherung sowohl für die Menschen als auch für die Harzer Wälder.“ Dessen schnelle Verfügbarkeit habe sich in den beiden zurückliegenden Jahren bewährt, schätzt der Landrat ein. Zudem sei es nach den durchweg positiven Erfahrungen seit April 2023 unerlässlich, um künftig großen Brandlagen zielgerichtet und effektiv entgegenzuwirken. Und ein weiterer Vorteil: „Der luftgebundene Einsatz schont finanzielle und personelle Ressourcen“, so Landrat Balcerowski. Er minimiert nicht zuletzt auch das Risiko der Einsatzkräfte am Boden.
Notwendig wird die erneute Ausschreibung, weil der im März 2023 geschlossene Vertrag mit der polnischen Firma „Mieleckie Zakłady Lotnicze“ (MZL) nach zwei Jahren ausläuft.
Ab 2025 soll das Harzer Löschflugzeug jeweils von Anfang April bis Ende September für den Einsatz im Landkreis Harz und auf Anforderung darüber hinaus am Flugplatz Ballenstedt stationiert werden. Dort kann es betankt werden und Wasser innerhalb von 80 Sekunden aufnehmen. Weitere Bedingungen sind der Regel-Alarmstart nach 30 Minuten voll betankt von Ballenstedt aus, eine Mindestmenge von 2 000 Liter pro Abwurf sowie die Übernahme der Vorhaltekosten.
Der künftige Vier-Jahresvertrag enthält eine Verlängerungsoption um ein Jahr für den Landkreis Harz. Die jährlichen Kosten beziffert der Landkreis anhand des bisherigen Vertrages auf rund 150 000 Euro. Die europaweite Ausschreibung erfolgt im Herbst.
Hintergrund:
In der Waldbrandsaison 2023 absolvierte das Harzer Löschflugzeug „Florian Harz 25“ von April bis September sechs Einsätze – im brandenburgischen Jüterbog auf dem Brocken sowie bei Waldbränden bei Bad Lauterberg (Niedersachsen) sowie am Heers bei Blankenburg. Anfang Mai 2024 folgten weitere zwei Einsätze, darunter einer am Königsberg auf dem Brocken.
„Zuletzt war es mit 45 Minuten nach der Alarmierung das schnellste Löschmittel der Feuerwehren bei der Brandbekämpfung am Königsberg“, erklärt der Landrat. Am 7. und 8. September war dort auch eine baugleiche zweite Maschine im Einsatz.
„Wenn wir im oftmals nur schwerzugänglichen Harzer Wald mit Löschmitteln schnell vor Ort sind, haben wir schnelle Erfolge“, rechnet Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse vor. „Und da ist unser Harzer Löschflugzeuges, die Hexe 1, einfach unschlagbar.“ Denn Großfeuer, wie im September am Brocken, lassen sich kurz nach der Entstehung aus der Luft deutlich schneller und wirkungsvoller bekämpfen, noch bevor die Bodenkräfte der Feuerwehren den Brandort mit Löschfahrzeugen erreichen.
Seit 1. April 2023 war „Florian Harz 25“ insgesamt bislang 111 Stunden in der Luft. Dabei entfallen allein etwa 78 Stunden auf beide Löscheinsätze auf dem Truppenübungsplatz im brandenburgischen Jüterbog in der ersten Juniwoche 2023 sowie im September 2024 weitere 23 Stunden auf den Großbrand am Brocken.