Harzkreis testet neuartigen Drohnenservice auf Herz und Nieren
Im Landkreis Harz hat ein mehrwöchiger Test für einen bundesweit einzigartigen neuen Drohnenservice begonnen. Dieser befindet sich aktuell noch in der Entwicklung und kommt 2024 auf den Markt. „In der Pilotphase wird jetzt im Harzkreis auf Herz und Nieren getestet, ob der Service für den Einsatz bei unserer Feuerwehr geeignet ist“, sagte Landrat Thomas Balcerowski beim ersten Testflug, den er gemeinsam mit Journalisten in der Integrierten Rettungsleitstelle Harz (ILS) in Halberstadt auf einer Großleinwand verfolgte. Verlaufe die bis Februar 2024 dauernde Testphase positiv, werde ein flächendeckendes Drohnennetz aus bis zu 15 Drohnen über dem Harzkreis aufgespannt, kündigte Balcerowski an.
Die aktuell an der Feuerwache im Harzort Elend stationierte Drohne vom Typ „Ceptor V 3“ soll Feuerwehren und Katastrophenschutz bei Unfällen, Bränden genau wie bei der Personensuche oder Naturkatastrophen unterstützen - also bei Szenarien eingesetzt werden, bei denen Luftaufnahmen zur Aufklärung und zur Einschätzung der aktuellen Lage relevant sind.
Der schnelle Einsatz der knapp 1,60 Meter großen Drohne sei im Ernstfall bei den oftmals geografisch schwer zugänglichen Bergen und Tälern im Harzkreis ein entscheidender Zweitvorteil für die Rettungsmaßnahmen, so Landrat Balcerowski. Warum der Harzkreis als Pilotgebiet ausgewählt wurde: „Wer in der Harzer Geografie und dem Wetter mit einer Drohne besteht, kann das im gesamten Bundesgebiet.“
Beim Test war der 10,5 kg schwere Octocopter innerhalb von 4 Minuten am Einsatzort im Oberharz. „In dieser Zeit“, so hob der Landrat hervor, „ist die Feuerwehr trotz zeitgleicher Alarmierung noch nicht mal ausgerückt.“ Nach Worten Balcerowskis sorgt „dieses fliegende Auge der Rettungsleitstelle“ im Ernstfall einen immensen Zeitvorteil.
Im Einsatzfall wird die leistungsstarke Drohne mit SAIL III-Zertifikat zur Erkundung eigenständig von der rund 50km-entfernten ILS Harz aus diesem klimatisierten Launch-System gestartet. Von der übermittelt der Disponent der Drohne die mit dem Einsatzort verbundenen Zielkoordinaten aus dem Einsatzleitsystem heraus; diese fliegt selbstständig den Einsatzort an. „Gesteuert wird sie dabei von einem Dienstleister, welcher sich im Bundesgebiet befindet“, informierte der Landrat. Da die Drohne über ein leistungsstarkes Kamerasystem mit Wärmebild verfügt, könne ein Livestream des jeweiligen Einsatzortes direkt auf Endgeräte von anfahrenden Kräften oder verantwortlichen Personen gestreamt werden. „Ebenso kann der Leitstellendisponent seine Alarmierungsentscheidung präzisieren, da er sehr schnell Livebilder bekommt“, ergänzt Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse.
Hintergrund:
Die Drohne steht 24/7 Standby im Drohnenport an der Rettungswache in Elend. Sie kann innerhalb von 30 Sekunden ab Start nach Annahme des Notrufs durch den Drohnen-Leitstand gestartet werden. Die Videoaufnahmen der Drohnen werden während des Fluges nach einem BSI-Standard sicher übertragen.
Die Drohne ist für Kurz- und Mittelstreckenflüge geeignet. Sie fliegt bis zu 45 Minuten lang mit einer Reisegeschwindigkeit von bis zu 60 Kilometern pro Stunde, abhängig von den Umweltbedingungen in Höhen von bis zu 120 Meter über Bodenniveau. Sie kann auch bei widrigen Wetterbedingungen, wie starken Regenfällen, starkem Wind, Regen, Schnee und Hagel eingesetzt werden. Selbst mit sehr niedrigen und sehr hohen Temperaturen hat sie keine Probleme.
Sie verfügt über eine SAIL III-Zertifizierung. Damit ist der Flug über bewohntem Gebiet und über Personen behördlich bestätigt und erlaubt. Hierfür verfügt die Drohne über zusätzliche Sicherheitssysteme wie integrierte Fallschirme.
Eine Gimbal-Kamera mit Full HD sorgt für höchste Flug- und Bildstabilität.
Beim ersten Test wurde die Drohne von der Integrierten Rettungsleitstelle Harz zu einem Unfall mit Gefahrgut alarmiert. Nach vier Minuten war diese am Unfallort und lieferte aus der Luft Livebilder für die Lagebeurteilung, auch als Wärmebild.
Foto: Landkreis Harz/ Pressestelle