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Landrat Balcerowski fordert Geld für die Dekarbonisierung der Harzer Dampflokomotiven

Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) werden ihre Präventionsmaßnahmen bei Trockenheit ab sofort verschärfen. Nach dem Großbrand am Brocken, den am vergangenen Wochenende in Spitzenzeiten bis zu 250 Einsatzkräfte am Boden und in der Luft gleichzeitig bekämpften, hat der Aufsichtsrat jetzt gemeinsam mit den Gesellschaftern beschlossen, die Vorsichtsmaßnahmen auf der besucherstarken Schmalspurstrecke zum Brocken zu verschärfen.

Vereinbart ist nach Worten von Aufsichtsratschef Thomas Balcerowski demnach, „vorläufig ab der zweithöchsten Waldbrandwarnstufe 4 den Dampflokbetrieb auf der Brockenbahn auf Dieselbetrieb umzustellen“. Bislang galt diese Regelung erst ab Stufe 5. Bei hoher und sehr hoher Gefahr - also den Waldbrandgefahrenstufen 4 und 5 - gelangen Besucher ab sofort vorsorglich mit Diesellok-Zügen der HSB auf den höchsten Berg Norddeutschlands. „Diese zusätzliche Vorsichtsmaßnahme dient dem Brandschutz“, ergänzt er.

Nach Ansicht des Harzer Landrates Thomas Balcerowski ist nach dem Großbrand am Königsberg vom 6. September nunmehr die Landespolitik in der Pflicht. „Ich fordere das Verkehrsministerium Sachsen-Anhalts auf, die laufenden Verhandlungen zur Revision des Verkehrsvertrages der HSB bis zum Jahresende abzuschließen“, sagt er vor wenigen Minuten. „Sonst ist die Existenz der HSB massiv gefährdet“, begründet er seine Forderung in Richtung Magdeburg.

Zudem will Landrat Balcerowski für die Harzer Schmalspurbahnen mehr Geld vom Land. „Wir müssen vor dem Hintergrund des Klimawandels mit seinen immer heißeren und trockeneren Sommern und der damit verbundenen wachsenden Brandgefahr endlich mit der Dekarbonisierung der historischen Dampfloks im Harz beginnen“, unterstrich er. „Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter: Weg von der Kohle hin zu alternativen Antriebsarten der Dampfloks ist das Zeichen der Zeit.“

Sämtliche Präventionsmaßnahmen zielen nach Worten Balcerowskis darauf ab, die Harzer Schmalspurbahnen dauerhaft aus dem Verdacht des Brandverursachers im Nationalpark Harz zu entlassen. Schließlich sei die Brockenstrecke mit 503 000 Fahrgästen im Jahr 2023 die wirtschaftlich attraktivste Teilstrecke des rund 140,4 Kilometer umfassenden HSB-Schmalspurnetzes. Im Vorjahr fuhren rund 1,07 Millionen Fahrgäste mit den Zügen der HSB.

Deshalb sei eine verbesserte Ausstattung sowohl der Harzer Schmalspurbahnen als auch der Feuerwehren unerlässlich für den künftigen Brandschutz. Thomas Balcerowski kündigte die Anschaffung weiterer Geräte an. Dazu zählt etwa ein Feuerwehr-Wasserwerfer auf Schienen, ein hocheffektives Einsatzfahrzeug.

Hintergrund:
Nach dem Katastrophenfall am Brocken wurde am 30. September 2022 im Rathaus von Wernigerode die „Wernigeröder Erklärung“ unterzeichnet. Darin haben sich Land, der Landkreis Harz, die Stadt Wernigerode und der Nationalpark Harz auf neue Maßnahmen verständigt, die zur Waldbrand-Prävention im Nationalpark Harz beitragen sollen. Die in sechs Punkten erfassten Maßnahmen zur Brandprävention können bei Bedarf angepasst und erweitert werden.

In Punkt vier des Dokumentes sind die Maßnahmen für die „Harzer Schmalspurbahnen“ geregelt. Im Einzelnen sind das:

  • Die Strecke darf lediglich bis Stufe drei ohne vorherige Absprachen befahren werden. Bei Waldbrandgefahrenstufe vier erfolgt die Befahrung nach Absprache mit den zuständigen Behörden.
    Bei Waldbrandgefahrenstufe fünf wird die Strecke zum Brocken nicht mehr mit Dampfloks befahren.
  • An welchen Stellen Totholz an der HSB-Trasse beräumt wird, entscheiden HSB, Nationalpark, Landkreis und Forstministerium nach einer gemeinsamen Streckenbegehung.
  • Die Behandlung des Totholzes (Fällen/Beräumen/Schreddern) ist in Teilabschnitten an der Strecke der HSB vorgesehen. Vorher erfolgt die Streckenbegehung von Nationalpark,  Landkreis und HSB.
  • Die HSB erklärt sich zur Prüfung weiterer vorbeugender Maßnahmen bereit.