Pressemitteilungen des Landkreises Harz

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Landkreis Harz und Territoire de Belfort erneuern Kooperationsvereinbarung

Mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landkreis Harz und dem Territoire de Belfort hat der heutige Abschlusstag der dreitägigen internationalen „Tage der Erinnerung“ begonnen. Landrat Thomas Balcerowski und Maryline Morallet als Mitglied des Rates des Departements Territoire de Belfort setzten in der Gedenkstätte für die Opfer des KZ Langenstein-Zwieberge ihre Unterschriften unter das zweiseitige Papier und tauschten im Anschluss Freundschaftsgeschenke aus: Thomas Balcerowski verschenkte eine Premium-Ausgabe der „Harzer Schlemmerkiste. Maryline Morallet überreichte dem Landrat für dessen Amtsstube einen Belfort-Löwen – er erinnert an die Belagerung der Stadt am Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1970/71.

Die „Internationalen Tage der Begegnung“ seien ein würdiger Rahmen für die Unterzeichnung, so der Landrat. „Diese Tage erinnern an die Hölle des Konzentrationslagers KZ Langenstein-Zwieberge“, mahnte Thomas Balcerowski in seiner Ansprache. Von April 1944 bis April 1945 wurden weit mehr als 1800 Häftlinge systematisch durch Unterernährung, Terror und überhöhte Arbeitsanforderungen vernichtet, weitere 2500 kamen während der Evakuierung des Lagers im April 1945 ums Leben.

Einst Ort der Deportation und der Zwangsarbeit entwickelte sich dieser beständig zu einem internationalen Ort des Erinnerns, der politischen Bildung und der historischen Forschung. „Für seine seit 2016 geleistete Arbeit als Leiter der KZ-Gedenkstätte bin ich Dr. Nicolas Bertrand sehr dankbar“, sagte der Landrat und begrüßte dessen Nachfolger Dr. Gero Fedtke.

„Solange wir uns aber mit der Geschichte und den Schicksalen der Opfer beschäftigen, wird niemand vergessen“, unterstrich Balcerowski. Das europäische Projekt richte sich eben nicht nur an soziale und wirtschaftliche Eliten. Es von der Vielfalt aller seiner Bewohner und braucht dafür den Frieden dringender denn je. „Deshalb ist das voneinander Lernen ein so fundamentales Ziel der Kooperationsvereinbarung.“

Diese wurde 50 Jahre nach Ende des Zweite Weltkriegs im Sommer 1995 in Halberstadt unterzeichnet und ging 2007 auf den Landkreis Harz über. Jugendaustausch, Kunst und Tourismus bilden den Mittelpunkt dieser europäischen Zusammenarbeit.

Die Idee zur Gründung einer kommunalen Partnerschaft geht auf das couragierte Wirken Louis Bertrands zurück, einem Einwohner Belforts. Der 1923 geborene Franzose war von September 1944 ist er bis zu seiner Befreiung im Außenlager Langenstein inhaftiert und trug als Häftling die Nummer 85250. Nach seiner Rückkehr in die Heimat engagiert er sich „Gegen das Vergessen“. Seit 1992 engagiert sich Louis Bertrand für die Entwicklung der heute bestehenden Zusammenarbeit zwischen dem Department seines Territoriums von Belfort und dem Landkreis Harz.

„Der Blick auf Louis Bertrand ist der Beweis: Aus Hass und Misstrauen, aus tiefer, berechtigter Verbitterung wurden Besuche, aus Besuchen erwuchs gegenseitiges Verstehen und aus dem Verstehen wurde Schritt für Schritt Vertrauen und Freundschaft“, sagt Landrat Balcerowski.

„Ein Volk ohne Geschichte ist ein Volk ohne Zukunft“, hatte Maryline Morallet zuvor in ihrer Ansprache Marschall Foch zitiert. Deshalb wolle man die gemeinsame Vergangenheit an die Jugendlichen weitergeben, „damit die Freundschaft zwischen unseren Gebieten und unseren beiden Ländern bestehen bleibt“, erklärte sie vor der Erneuerung der Kooperationsvereinbarung für weitere drei Jahre.

„Die im tragischen Kontext des Zweiten Weltkriegs entstandene historische Verbindung zwischen Belfort und dem Landkreis Harz sei ein wichtiger Beitrag bei der Erinnerungspflicht heutiger und künftiger Generationen“, fügte sie hinzu.

Als Symbol dieser Verbindung schenkte das Département Territoire de Belfort heute dem Landkreis Harz eine ins Deutsche übersetzte Ausstellung. „Zwischen Langenstein und Belfort: Louis Bertrand im Sturm der Zeit“ zeichnet den Lebensweg von Louis Bertrand nach und ist in der Gedenkstätte zu sehen. Das Anfang September eröffnete französische Original werde mit großem Erfolg in französischen  Schulen gezeigt, hob Maryline Morallet hervor.